Und dann war da noch die Sache mit dem CO-Melder…
Liebes Saarland und Rest vonne Welt,

es ist 2:52 Uhr und so langsam komme ich wieder in einen normalfrequenten Pulsbereich.

Was war passiert?

So genau weiß ich es jetzt auch nicht, aber es fing damit an, dass ich mit dem Mini-T. ins Bett ging. Herr T. hatte mal wieder die extralange Schicht, so dass auch klar war, die Nacht wird sich zwischen mir und dem Mini-T. abspielen, dessen Schlafzyklus momentan eher in die Kategorie „für’n Arsch“ „für die Füße“ einzusortieren ist.

Wie durch ein Wunder beschränkte sich der Parcourslauf durchs Bett aber nur auf 20 statt der üblichen 45 Minuten, so dass tatsächlich auch Frau T. mal zügig eingeschlafen war.

Es wurde Mitternacht und Mini-T. hatte sich noch nicht gemeldet, sprich, die Nacht versprach mal mehr als 3 Stunden Schlaf am Stück, ein Hochgefühl der Glückseligkeit.

Und dann…
dann fiepte es.

Laut. Schrill. Fies.

Innerhalb von Millisekunden war der Puls auf 240 und ich wusste erst überhaupt nicht, was Sache ist. Aber hey, Kind schläft und das muss auch so bleiben!!!

Also schälte ich mich sekundenschnell aber elfengleich aus dem Bett, schwebte zur Schlafzimmertür und schloss sie, damit der Krach wenigstens ein bisschen gedämpft sei. Runtergehen und Ausmachen, was auch immer es sein mochte, war erst mal keine Option, denn das Mini-T. ist feinsensorisch und schlaftechnisch leider etwas fehljustiert. Es kann zwar sehr wohl eine ganze Armada an Martinshörnern, US-Kampfjets und nicht TÜV-konforme Motorrad-Auspuffen dröhnen, das juckt es nicht die Bohne. Aber eine einzige knarzende Treppenstufe oder Diele und die Nacht ist gelaufen.

Also legte ich mich schweißgebadet aber stolz, den 80 Jahre alten Holzfußboden nicht zum Knarzen gebracht zu haben wieder ins Bett und dann schoss es mir in den Kopf: der CO-Melder!

Das fiese, penetrante Fiepen ist der CO-Melder. Oder etwa nicht? Und wenn doch? Nein, kann ja gar nicht, der Ofen war seit Wochen nicht an! Und wenn doch? Scheiße.

Normale Menschen würden in so einer Situation jetzt einfach runter gehen und nachschauen. Ok, das kann bei tatsächlichem Kohlenmonoxidauftreten ziemlich zügig eine sehr dumme Idee sein, aber mal kurz Luft anhalten und vergewissern sollte drin sein.

Nun ist Frau T. aber kein normaler Mensch mehr sondern Mutter.
Innerhalb Bruchteilen von Sekunden funkte das Hirn also: „CO-Meldung ->Kind retten, Haus evakuieren, Feuerwehr rufen!“

Nun ist Haus Evakuieren aber so ne Sache, wenn man im letzten Raum des Hauses ist und das Kind nicht durch die vermeintliche Erstickungshölle im Erdgeschoss tragen will. Also Rollo hoch, Fenster auf, völlig verdutztes Mini-T. aus dem Schlaf im BabyBay ans offene Fenster gezerrt, frei nach dem Motto, lieber erfroren als erstickt und 112 gewählt.

Und dann ging der Puls erst richtig hoch. Von allen Volldeppen, die es bundesweit leider Gottes auf Leitstellen so gibt, erwisch ich immer den Leithammel.

Ich also im „ich muss mein Kind retten“-Aktionismus kurz und knapp mein Anliegen erklärt, sagt der Typ: „ich schicke Ihnen jetzt keine Feuerwehr desto sie haben sich vergewissert, ob es der CO-Melder ist“.

WTF???

Muss ich jetzt tatsächlich nachts um eins einem Leitstellenleithammel erklären, dass man einen Raum, in dem ein CO-Melder piept nicht betritt? Erst recht nicht, wenn sich im Haus ein Säugling befindet, der noch wesentlich sensibler auf Vergiftungen reagiert als es Erwachsene schon tun?? Nur mal so am Rande, wir reden hier von einem Gas, das man weder sehen noch riechen kann, sondern einzig und alleine daran erkennt, dass man tot am Boden liegt. Und selbst beim „Nachschauen“ hätte ich ihm nichts anderes sagen können als dass es piept.

Mini-T. fror unterm Fenster, ich kochte am Telefon über.

„Sie sagen mir jetzt ernsthaft ich soll da rein gehen?“

„Na Sie müssen schon sicher sein, dass der Melder ausschlägt“

Im Hintergrund Fiepen, das Fledermäuse panisch vom Himmel fallen lässt.

„Ich geh doch da jetzt nicht rein, ich bin allein im Haus mit ’nem Säugling“.

„Ja, aber wenn es ein Fehlalarm ist, schicke ich kein Auto“

„Ja und wenn es kein Fehlalarm ist? Genau das soll ja geprüft werden!“.

„Ich schicke Ihnen so kein Auto“

Mein Blut kocht über.

„Wie ist ihr Name?“

„Feuerwehr Notruf“

„Ich weiß, wo ich angerufen habe, Ihren Namen möchte ich wissen“

„Feuerwehr Notruf“

„Ist das jetzt Ihr Ernst? Sie glauben doch nicht im Ernst, dass sich nicht rausfinden lässt, wer Sie sind? Nur am Rande, ich bin mit ’nem Notarzt verheiratet, das ist morgen ein Anruf bei der Leitstelle.“

„Das klären wir später. Dann schicke ich Ihnen jetzt die Polizei, dann können die kucken“.

Damit wir dann potenziell zu viert tot in der Bude liegen? Die Polizei kann ja viel, aber CO-Melder tragen die auch nicht am Mann und wenn sie nicht irgendwelche Superheldenfähigkeiten haben, was ich nach bisherigem Erfahrungsschatz mit der saarländischen Polizei ausschließen kann, können die auch kein Kohlenmonoxid erschnüffeln.

Ich tobte.

Frau T. kann ja auch viel, was sie aber gar nicht kann, ist der Umgang mit Volldeppen kompetenzfernen Menschen! Aber gut, wenn der Notruf nicht hilft, nimmt man sich der Sache halt doch selbst an.

„Danke, die brauch ich jetzt auch nicht, dann lös ich das Problem halt selbst“. Klick. Arsch!

Sterben wollte ich allerdings nicht, ohne den besten Ehemann von Welt benachrichtigt zu haben, also funkte ich auch noch den um inzwischen halb zwei aus dem Bett. Da kann die arme Socke mal im Dienst schlafen und dann ruft die tobende Alte wegen Piepen an…

Nachdem der mich dann beruhigt hat und mir versichert hat, dass unser Melder schon bei ganz geringen Mengen Alarm gibt und ich ruhig kucken gehen kann, das Handy aber bitte mitnehmen sollte, hab ich das inzwischen bibbernde aber fröhlich glucksende Mini-T (olé olé endlich sind alle wach und bespielen mich sicher gleich) heldenhaft allein gelassen und machte mich auf den Weg Treppe abwärts, nur um festzustellen, dass das frenetische Piepen inzwischen aufgehört hatte. Wann genau, hab ich in dem Szenario gar nicht wahrgenommen…!

Trotzdem bzw. jetzt erst recht ins Wohnzimmer, CO-Melder zur Kontrolle gedrückt. Es fiept. Ja, das war der Ton. Ohrenbetäubend. Das Gerät zeigte aber keinen Messwert an. So ein Sch…Himmel sei Dank. Also erstmal einatmen und ausatmen. Herrn T. die frohe Kunde mitteilen und kurz noch das Fenster kippen, just in case und zwecks der Sicherheit. Denn wirklich Messwerte gegengeprüft wurden ja nicht.

Nichtsdestotrotz zügig wieder hoch ins Schlafzimmer. Glucksendes Kind gepackt und erst mal ins große Bett unter die Bettdecke geworfen, da leuchtet es blau vor der Haustür. Die Polizei. Na prima. Nun erklär das denen mal… „Wissen Sie, vorhin hat es hier noch gepiepst“ – „ja, nee ist klar, ich glaub bei Ihnen piept es immer noch“.

Aber nein, die beiden Beamten waren sehr nett und nach einem kurzen Lagecheck auch schnellstmöglich wieder weg. Die haben sich halt auch gefragt, was sie hier sollen und waren wohl froh, nicht atemlos in der Nacht rumzuliegen.

Es dauerte dann auch nur noch eine weitere Stunde, bis ich das Mini-T. wieder davon überzeugt hatte, dass leider trotz allen Lichts und Besuchs immer noch Nacht ist und ich wirklich, wirklich jetzt nicht mit ihm Räuber und Gendarme spielen werde und es einfach wieder schlafen soll. Das tat es dann Himmel sei Dank wieder. Und ich? Inzwischen ist es 4:30 Uhr und ich liege hellwach im Bett, tippe diesen Beitrag um wieder runterzukommen, denn so wie ich die Augen schließe flüstert mein Hirn „Räuber, hihi, gekipptes Fenster“.

War es nun tatsächlich der CO-Melder oder war er es nicht und Mini-T hat bloß im Laufe des Tages mit seinen neugierigen Fingerchen den Alarm irgendeines bestialisch lauten Gerätes aktiviert, das genauso klingt….wir werden es wohl nie erfahren.

So oder so, auf jeden Fall danke für’s Gespräch, Arsch Mensch von der Leitstelle.

Gute Nacht, bzw. guten morgen

Nadine