Liebes Saarland und Rest vonne Welt,

heute auf den Tag genau vor einem Monat ging das T.sche Familienleben von Selbstbestimmung in Fremdherrschaft über. Ich würde ja sagen, der Prozess war schleichend und kaum merklich, aber dann würde ich lügen.

Genau genommen war der Prozess nämlich gar kein Prozess, sondern ein Akt der vollendeten Tatsachen. Er kam, schrie und pupste. Und wir? Wir strahlten ihn an und taten fortan alles, um ihn bei Laune zu halten.

Mit der Masche „aber kuck mal, wie süß ich kucken kann“ wurden im Handumdrehen all unsere Vorsätze, Pläne und „nee, DAS werden wir sicher nicht tun!“-Aussagen vom Tisch gewischt und den Wünschen des kleinen Etwas angepasst, denn seien wir mal ehrlich: für ein bisschen Schlaf und ein kalt gewordenes Mittagessen tut man irgendwann alles!

Blöd nur, dass das kleine Etwas eher undifferenziert ist im Äußern seiner Wünsche. Und da sich auch anhand der Mimik und Gestik nur schwer erahnen lässt, was wohl das akute Anliegen sein könnte, das durch bebende Unterlippen, faltig-rote Stirn und seit neustem auch kullernden Tränchen kund getan wird, dauert das Wiederherstellen der guten Laune doppelt und dreifach so lange und lässt sich in der Regel nur durch Rumtragen, Füttern oder auf der Brust parken erledigen. Drei Sachen, die in Anbetracht von jetzt schon fast 5 Kilo und gefühlten 80 Grad Außen- sowie Innentemperatur auf Dauer keine Lösung sind.

Aber wie heißt es so schön: irgendwann schlafen sie alle…joa, nur die Eltern nicht 🙂

Ein kleines Stückchen Selbstbestimmung versuche ich mir aber dennoch gerade zurück zu erkämpfen. Und zwar mittels neuem Freund und Helfer, den der Himmel schickte. In dem Fall war der Himmel, die Hebamme: Frau T. hat jetzt ein Tragetuch!

Man mag es kaum glauben, auch wenn das Binden und Reinlegen unserer kleinen Fresszelle nach den ersten Versuchen immer noch aussieht wie nasser Sack auf eierndem Karren in der Kurve, hat es mir immerhin genug Zeit und Armfreiheit beschert, den Rechner hochzufahren, ein Glas Wasser zu trinken, ein Bounty-Eis zu essen und diesen Beitrag zu tippen! Das ist gefühlt mehr, als ich in den letzten 30 Tagen zusammen geschafft habe!

Ich freu mich grad wie Schnitzel!

Und das Mini-T.? Das pooft und pooft und pooft, ich strahle es an und denke mir: ist das Leben nicht schön!

Wenn sich das Tuch weiterhin in den nächsten Tagen so bewährt, besteht tatsächlich die realistische Chance, dass ich endlich unsere Dankeskarten und die Papeterie für eine Hochzeit fertig stellen kann und dann, so Gott will, auch noch freudestrahlend damit anfangen kann, das unfassbar tolle, mit unglaublich viel Zeit und Liebe gewerkelte „Mein erstes Jahr“-Babyalbum zu befüllen, das unser Mini-T. von Dina geschenkt bekam.

Hach wie ist das schön.

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Weitere (ordentliche) Fotos folgen irgendwann. Die Hände sind zwar vorübergehend wieder frei, aber der Hunger übermannt das kleine Etwas trotzdem alle zwei bis drei Stunden, so dass für Fotografieren und Bilder blogtauglich Bearbeiten doch die Anwesenheit von Papa von Vorteil wäre.

Bye

Nadine