Bin ich wieder rückgemeldet? Man weiß es nicht.

Tante am Telefon sagt ja, System sagt nein.

Wo lag der Fehler?

„Ja, was denken Sie, was wir hier alles zu tun haben? Wir können wirklich nicht jede Buchung kontrollieren“.

– Ja nee ist klar. Wo kämen wir da auch hin, wenn man alle Geldein- und ausgänge kontrollieren müsste. Es könnte sich ja plötzlich rausstellen, dass die Kassen gar nicht so klamm sind, wie uns Studenten immer suggeriert wird, sondern einfach nur suboptimal (bzw. in dem Fall gar nicht) gewirtschaftet wird?

Ein böses Leerzeichen, das von der Bank in der Betreffzeile generiert wurde, war wohl des Pudels Kern. Sowas erkennt das System nicht. Kann man auch wirklich nicht verlangen, dass eine Transaktionssoftware mit so etwas hochkomplexen und rarem wie Leerzeichen oder gar Zeilenumbrüchen klar kommt. Da schwirren und ich zitiere „bestimmt 1000 Überweisungen rum, die vom System nicht zugeordnet werden können“.

Tausend. T A U S E N D.

Tausend mal 200,90 €.

Auf dem Konto der Landeshochschulkasse Mainz liegen also 200900 € in Worten Zweihundertausendneunhundert Euro rum, die nicht zugeordnet werden können.

In der letzten Woche sind also tausend mal zweiseitige Exmatrikulationsbescheide ausgedruckt, in einen Umschlag gesteckt, frankiert und zur Poststelle gebracht worden. Tausend Mal ca. 5 Cent pro ausgedrucktes A4 Blatt, tausend Mal ca. 2 Cent pro Umschlag, und nicht zuletzt tausend Mal 60 Cent fürs Porto.

Sind unterm Strich also 670 €, die mal eben zum Fenster rausgeschmissen werden.

Das verdient ein durchschnittlicher HiWi nicht im kompletten Monat.

Mit 670 € könnte man also ohne Weiteres über einen kompletten Monat lang einen Hiwi beschäftigen, um die 1000 Überweisungen zu überprüfen, womit er vermutlich in unter 5 Stunden durch wäre.

Aber nein.

„Ja, was denken Sie, was wir hier alles zu tun haben? Wir können wirklich nicht jede Buchung kontrollieren!“

Damit nicht genug. Denn gibt man etwa zu, dass man Mist gebaut hat und entschuldigt sich für die entstandenen Unannehmlichkeiten? Ach was, so etwas Profanes hat in deutschen Verwaltungen keine Tradition.

„Ja, was denken Sie, was wir hier alles zu tun haben? Wir können wirklich nicht jede Buchung kontrollieren! Das müssen Sie schon selbst überprüfen, ob Sie rückgemeldet sind oder nicht.“

Ah ja.

Liebe Truse von der Uni Trier, die selbst so viel zu tun hat, dass keine Zeit bleibt, ihren Namen zu nennen,

wenn ich mich als Student in dem System, in dem ich angeblich nicht rückgemeldet bin, in sämtliche Kurse für’s kommende Semester eintragen kann, ohne dass auch nur im geringsten irgendeine Fehlermeldung aufploppt, wenn ich meine Fahrkarte am Automaten auf das neue Semester validieren lassen kann, ohne dass irgendwo ein Fensterchen aufgeht, in dem steht „Sie sind nicht zurückgemeldet“, wenn ich auch zwei Wochen NACH Semesterbeginn auf allen Präsenzlisten geführt werde, ohne dass sich auch nur im Ansatz jemand wundert, warum ich da drauf stehe schließlich studiere ich ja dort offiziell nicht mehr, zudem problemlos Geld sowohl auf die uniinterne Mensa- als auch auf die Kopierkarte laden kann, MUSS es mir natürlich UNMITTELBAR UND SOFORT auffallen, dass irgendwo in den systemischen und verwaltungstechnischen Tiefen der Universität ein Leerzeichen generiert wurde und meine Rückmeldung nicht erfolgt ist.

Ja, was denken Sie, was ich alles zu tun habe? IchKannWirklichNichtAuchNochAlleLeerzeichenKontrollieren!

Naja, wollen wir mal hier keine Gewalt propagieren. Wobei ich nach diesem Telefonat retrospektiv zugeben muss, dass die Chancen des Elektrotackers als zukünftiges Mittel der Wahl zur Konfliktlösung nicht unbedingt gesunken sind.

Natürlich möchte ich an dieser Stelle auch meinem pädagogischen Auftrag nachkommen und eine orientierende Alternative zur Deeskalation anbieten:

„Danke Frau T. für Ihren Anruf. Sie haben vollkommen recht, Ihre Überweisung ist bei uns eingegangen und die Exmatrikulation somit fälschlicherweise erfolgt, das hätte nicht passieren dürfen und tut mir aufrichtig leid. Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten und versichere Ihnen, dass wir den Fehler unmittelbar behoben haben und unser Bestes tun, dass sowas nicht mehr vorkommt. Ich wünsche Ihnen trotz des holprigen Starts alles Gute für das kommende Semester.“

Vier kleine freundlich ausgesprochene Sätze und das Thema wäre für alle Beteiligten in unter 30 Sekunden zufriedenstellend erledigt gewesen.

Liebe Frau Sachbearbeiterin,

Sie können natürlich auch weiterhin bei Ihrer Alternative bleiben, dass das Land RLP Schuld ist weil es sowas unverschämtes wie Einverständnisse zum SEPA-Lastschriftverfahren verlangt, oder dass die Studenten Schuld sind weil ihnen die verwaltungstechnischen Fehler nicht vor Ablauf der Fristen auffallen, und weiterhin damit bewirken, dass nicht nur Sie mir, sondern auch ich Ihnen den Start in die Woche versaue. Ganz zu schweigen von den restlichen 999 zu Unrecht exmatrikulierten Studenten, die sich auch noch alle in dieser Woche melden werden und hoffentlich genau so wenig Verständnis wie ich für solche Reaktionen aufbringen und wer weiß, vielleicht ist bei diesen 999 auch schon ihr ganz persönlicher William Foster dabei. Es würde mich nicht wundern.

Sie können aber auch einfach zugeben, dass ein Fehler unterlaufen ist, sich dafür entschuldigen und sich in Zukunft bemühen, dass es nicht mehr vorkommt. Ich versichere Ihnen, dass Sie sich damit langfristig viel Ärger und Arbeit ersparen.  Wir alle machen Fehler, wir alle sind Menschen. Ich würde mir nur wünschen, dass es wieder zur Tradition wird, dazu zu stehen und die Verantwortung für das eigene (Fehl-)Verhalten zu übernehmen. Das würde das Miteinander in vielen Fällen um einiges entspannen.

In diesem Sinne, euch allen, die bis hierhin fleißig gelesen haben, einen guten Start in die neue Woche und lasst euch nicht ärgern. Wooooosaaaaaaah

Bye

Nadine

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