wenn diese Woche endlich um ist.

Als gestern früh der Wecker klingelte und ich ihn erschlagen wollte, war schon klar, das wird heut nix. Erstens war ich noch viel zu müde und zweitens war es schon wieder viel zu spät. Neuerdings schaffe ich es nämlich, dass mein Wecker anderthalb Stunden durchklingelt als gäb’s kein Morgen mehr und ich ihn nicht im Geringsten wahrnehme. Wenn ich dann doch endlich mal realisiere, dass das, was in meinem Traum da so komisch bimmelt, eigentlich gar kein Traum ist, bleiben für Duschen, Anziehen, Losfahren gerne mal noch knappe 15 Minuten. Aber was soll ich sagen: es geht!

Und dann war plötzlich Winter!

Wenn ich von den 15 von jetzt auf gleich noch 5 abzwacken muss zum Scheibenkratzen, dann werde selbst ich in der früh hektisch.

Eigentlich war der Tag damit auch schon gelaufen. Wenn es morgens schon so anfängt, wird es einfach nicht besser.

Auf der Autobahn warf sich mir erst mal eine mobile Baustelle vors Auto, in die ich um Haaresbreite reingerauscht wäre. Trilliarden Schilder auf deutschen Strassen, aber als Warnung für eine Zusammenführung von zwei Spuren auf eine hinter einer Kurve ist keins übrig! Wär ich nicht schon zu spät gewesen, ganz ehrlich, ich hätte die von der Autobahnmeisterei in ihren Leuchtwesten an die Leitplanke genagelt.

Dementsprechend gut gelaunt kam ich an der Uni an. Sogar 3 Minuten zu früh, was mir wenigstens noch einen Hauch von Frühstück ermöglichte.

Also ab in den Seminarraum und erstmal nen Schluck trinken. Dabei fiel mir auch gleich der Schraubverschluss runter. Instinktiv bücke ich mich nach vorne, um ihn direkt aufzuheben und haue dabei volle Lotte die Stirn gegen die Stuhllehne. Prost Mahlzeit.

Leichte Schläge auf den Hinterkopf regen ja angeblich das Denkvermögen an, warum schalten dann feste Schläge gegen die Stirn das Denkvermögen nicht aus?

Ich hätte was drum gegeben, wenn das der Fall gewesen wär. Aber nein. Ich musste bei vollem Bewusstsein die nächsten drei Seminare über mich ergehen lassen.

Ja, ich habe mir dieses Studium selbst ausgesucht, aber hätte mir beim Abitur mal jemand gesagt, dass ein Studium an einer deutschen Hochschule zu 50% daraus besteht, schlechte Referate anzuhören. Ich hätte mir das mit der Schreinerlehre nochmal ernsthaft überlegt. Hätte man mir dann auch noch gesagt, dass die restlichen 50 % nicht etwa auf gute Referate zurückfallen sondern viel mehr sich in 10 % Vorlesungen und 39% GROTTENschlechte Referate gliedern. Ich hätte gar nicht mehr über die Schreinerlehre nachdenken müssen, ich wär hin gerannt und hätte auf Knien um einen Ausbildungsplatz gebettelt!!

Aber jetzt, jetzt bleibt mir nur noch übrig, jeden Tage von Neuem zu hoffen, dass doch irgendwann auch mal das eine Prozent an wirklich guten Referate auftauchen muss. Über die Quote an schlechten Vorlesungen möchte ich aus gesundheitlichen Gründen an dieser Stelle gar nicht erst nachdenken, denn wenn ich mich näher mit der Ausbildungsqualität an deutschen Hochschulen beschäftige, könnte es passieren, dass ich bei der nächsten mobilen Baustelle, die sich mir auf dem Weg zur Uni vors Auto wirft, gar nicht mehr bremsen MÖCHTE.

Es ist in Teilen einfach unfassbar schlecht. UNFASSBAR schlecht. Alle Welt schimpft, dass unsere Jugendlichen in den Schulen nix mehr lernen. Ja bitte wo soll es herkommen wenn Lehramtstudenten 9 oder 10 Semester lang nicht ein einziges mal gesagt wird, dass sie vor der Tafel in etwa den Eindruck eines flatternden Handtuches auf einer Wäscheleine machen!

Wo bitte sind die Dozenten, die den Leuten ein ordentliches Feedback geben und sagen, was und vor allem WIE sie ihren Auftritt verbessern können?? Aber nein, das Referat kann noch so unterirdisch vorgetragen sein, es wird gelächelt, es wird sich artig für die Präsentation bedankt und der Student wird im Glauben gelassen, dass er/sie das alles ganz toll gemacht hat.

Nein, es ist nicht toll wenn man drei Hörgeräte braucht, um zu verstehen, was einer vorne spricht. Nein, es ist nicht toll, wenn das Handout in der Hand so sehr flattert, dass die komplette erste Reihe meint, im Fahrtwind eines Cabrios zu sitzen. Nein, es ist nicht toll, wenn man eine Powerpointpräsentation macht und ständig auf die Leinwand statt auf den Laptop starrt und die phänomenale Stimmgewalt von -10 Dezibel somit noch gegen eine Wand und nicht ins Publikum richtet. Nein, es ist nicht toll, wenn nicht mal der Vortragende Spaß oder Interesse an seinem Thema zeigt. Und nein, es ist erst recht nicht toll, wenn einem solche Punkte während seiner kompletten Studienzeit nicht ein einziges mal gesagt werden. Es ist einfach nur traurig und beschämend.

Liebe Dozenten, es ist kein allgemeines Desinteresse der Studierenden wenn während einer Vorlesung oder eines Vortrags 60% in ihren Laptop, auf ihr Handy oder Tablett schauen und weitere 30% schlafen. Es ist schlicht und ergreifend die reine Verzweiflung und ein natürlicher Schutzreflex, um nicht mitten im Vortrag das Bedürfnis zu verspüren, mit voller Wucht den Kopf auf den Tisch zu hauen nur damit es schneller vorbei ist. Was die restlichen 10% betrifft, die artig zuhören, lächeln und nicken, ich weiß nicht, was diese Leute einnehmen, aber eins steht fest: ich möchte dieses Kraut auch!

In diesem Sinne gehe ich jetzt voller Vorfreude auf morgen zurück an meine Bücher und hoffe und bete, dass auch der morgige Tag ohne Schädelhirntrauma an mir vorbei zieht.

Aber bald ist wieder Wochenende und so Gott will, schaffe ich es da vielleicht mal wieder was Schönes zu werkeln, das ich euch präsentieren kann.

Bye

Nadine

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