Liebes Saarland und Rest vonne Welt,

nach ein paar traumhaft sonnigen Tagen hat der Frühling bei uns wieder ein kleines Päuschen eingelegt, zumindest was blauen Himmel und Sonnenschein angeht. Im Garten allerdings, bzw. in der grün-braunen Hölle hinterm Haus, fangen die ersten Blümchen an zu sprießen und sogar der Rasen (also diese Moos-Distel-Löwenzahn-Konglomerat) erholt sich langsam aber sicher vom Pavel Pipowic’chen Bagger, so dass man voller Tatendrang rauslaufen und schreien möchte: „Jaaaaaa ich mach dich hübsch du Garten!“

Selbst die ersten frühlingshaften Kärtchen sind nach Vorlage des Stampin‘ Up! Frühjahr-/Sommer Kataloges 2015 S. 20 vom Basteltisch gewandert.

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Ich fühle mich großartig und reiße freudig die Balkontür auf, hüpfe auf den Rasen, atme die fast schon sommerlich anmutende Luft ein, nicke strahlend dem rasenmähenden Nachbarn zu, sehe mich um und denke augenblicklich: örks.

Rechts der Apfelbaum nach Pavels Baggerattacke ein trauriger Schatten seiner selbst, die Wäschespinne zugeschüttet mit alten Bohnen- und Tomatenstangen, ganz zu schweigen von den zwei nicht mehr ganz so taufrischen Weihnachtsbaum-Überbleibsel. Ein leerer Kasten Kölsch, freudiger Nistplatz von Spinnen, Schaben und Kellerasseln, umgekippte vor sich hin rostende Wäscheklammern in ausgedörrtem wadenhohem Gras, wenn schon keine Blumen, dann wenigstens buntes Plastik…

Links ein ehemals sehr gepflegtes Beet, bei dessen Anblick Frau B., die Vorbesitzerin möge sie in Frieden Ruhe, sich augenblicklich nochmal in den Tod stürzen würde.  Zugegebenermaßen ließ die Ansage an Pavel „können Sie bitte hier vorne am Beet mit der Baggerschaufel durchfahren und die Umrandungen rausholen, damit wir da den Weg verlängern und den Zugang zum Garten um die Terrasse rum pflastern können?“ vielleicht einen Hauch zu viel kasachischen Spielraum. Die Baggerschaufel rammte er nämlich durchaus an Ort und Stelle in den Boden und pflügte einmal alles um, was nicht bei drei auf dem Baum war, die Beetumrandungen allerdings ließ er stehen. Die umranden jetzt eine wilde Kraterlandschaft an entwurzelten Sträuchern und Stauden, die wahllos im Beet verteilt rumliegen. „Habe Steine und Busch liege lasse, kannsdu später in Vorgarten mache“. Bevor ich realisieren konnte, was er meinte, war der Bagger auch schon verladen und auf dem Weg zurück in die Firma. Zurück blieben mehrere ausgegrabene Scheinzypressen, Wacholder, Zwergkiefern und ein ausgewachsener Forsythienstrauch mitsamt riesigem Wurzelballen, die allesamt nur darauf warten, von uns locker flockig aus der Hüfte raus händisch in den Vorgarten getragen zu werden.  Ja nee, is klar.

Ach und habe ich die Beetumrandungen erwähnt? Mindestens 200 laufende Meter Beetumrandung. Überall. Auf dem ganzen Grundstück. Rundherum. Nicht etwa die schönen, nein! 200 laufende Meter aufgestellte 100 x 40 cm Beton-Randsteine, die jeweils ca. 2-4 cm aus dem Boden ragen und in 40 cm Tiefe nochmal „zum besseren Halt“ einbetoniert wurden. „Kannsu in Vorgarten machen“ ja WIE DENN DAS ZEUG STECKT FÜR DIE EWIGKEIT IM BODEN?!“ Davon mal abgesehen, dass es schon immer mein Traum war, einen Vorgarten aus Betonrandsteinen zu gestalten…

Dann wandert der Blick in die hintere Ecke auf die traurigen Überbleibsel der Poolfolie, die lieblos zurückgelassenen Tomatentöpfe, ein verwildertes Nutzgartenbeet, in dem sich Efeu und Brennesseln nur zu wohl fühlen, sehe Reste von Rankhilfen, Holzlatten, zerbrochene völlig vermooste Wegplatten, die Sonne strahlt, die Vögel zwitschern, der Nachbar mäht, ich drehe mich um, gehe zurück ins Haus, schließe die Rolladen, lege mich auf die Couch und möchte ein klein bisschen weinen.

Hab ich aber nicht, ich habe zum Telefon gegriffen, den nächstbesten Landschaftsbauer angerufen, einen Termin vereinbart und werde erst weinen, wenn der Kostenvoranschlag kommt.

In diesem Sinne, euch einen schönen Frühlingsbeginn.

Bye

Nadine