Liebes Saarland und Rest vonne Welt,

so langsam frühlingt es im T.schen Bioreservat und Frau T.s Kampf gegen den rollenden Stein das wuchernde Kraut geht ins 5. Jahr.

Seit wir im Spätsommer 2011 einen liebevoll gepflegten und gehegten Garten von zwei sehr netten älteren Damen übernommen haben, richteten wir ihn nach und nach graduell zu Grunde. Ach was sag ich. Hin, wir richteten ihn hin!

Also nicht wir per se. Den Anfang machte Pavel mit seinem Bagger, aber die anschließende Schadensbegrenzung vernachlässigten wir sträflichst. Was in den letzten 5 Jahren diesem Fleckchen Land an Liebe und Aufmerksamkeit vorenthalten wurde, ist in Worten nicht auszudrücken. Kein Wunder, dass es sich allmählich rächt…

Wobei, genau genommen stimmt das so nicht ganz. Wir lieben unseren Garten schon. Sehr sogar. Wir werden seiner nur nicht Herr. Klappte es schon ohne Winzling nicht, ist es mit Winzling geradezu illusorisch geworden, das moosige, distelige grün-braune Inferno jemals wieder in den Griff zu kriegen. Es wuchert überall und zwar frisch aus der Hölle. Grüne Hölle. Aber Hölle.

Also dachten wir, professionelle Hilfe wäre kein Fehler und fingen bereits letztes Jahr damit an, uns tapfer Angebote einzuholen. Was soll ich sagen. Ich weine immer noch ein bisschen.

Lehramt??? Habe ich mich am Anfang meiner Studienzeit ernsthaft für Lehramt entschieden?! Gartengestalter hätte ich mal werden sollen! Die Apotheker des Bausektors. Unfassbar! Ich wusste tatsächlich nicht, dass man Grashalme pro Stück oder Mikrogramm bezahlen muss, denn anders sind mir die Endsummen wahrlich nicht begreiflich.

Es ist ja nun nicht so, als ob das T.sche Anwesen so groß wäre, dass es über einen Süd-, West- und Ostflügel verfügen würde. Also schon, aber das sind mehr so Flügelchen. Spatzenflügelchen. Ach was, Kollibriflügelchen…

Und auf genau jenen Kollibriflügelchen soll ein bisschen Bauschutt entfernt werden, paar Fahrrinnen von Pavels Bagger gefüllt bzw. planiert werden und ein Grasmäntelchen drüber gezogen werden. Halt einfach alles bissl hübsch machen. Kein Schischi, nur eben so, dass man sich nicht die Bänder fetzt, wenn man über die Grünfläche läuft. Klingt nicht so anspruchsvoll. Ist es auch nicht. Bzw. sollte es das nicht sein für jemanden, der sich damit auskennt und über passende Gerätschaften verfügt.

Ein solcher jemand dachten wir sei Herr S.

Herr S. war am Telefon durchaus sehr freundlich und sicherte mir auch gleich für den Folgetag einen Termin zu. Super dachte ich mir, das ist ja mal toll.

Pünktlich um 9 Uhr, nein, sogar ein, zwei Minuten früher stand Herr S. auch vor der Tür und begleitete mich auch unmittelbar an den Ort des Geschehens. Nach einer kurzen Schilderung meinerseits, was wir uns vorstellen, nämlich hauptsächlich wie oben erwähnt platt machen, ging das Gebrummel auch schon los: „viel viel Arbeit. Das ist viel viel Arbeit.“

Nun weiß ich ja bereits von unserer Sanierung, dass man getrost pro geäußertes „viel“ grobe tausend Euro veranschlagen kann. Herr S. schritt also den Garten ab und ich rief im zu „genau 16 Meter ab Hauswand“. Herr S. machte 20 draus. Ja, die Männer mit ihren berühmten 20 cm. Wenn man das hochrechnet, da werden aus 16 Meter schon mal paar mehr. Wie käme man auch dazu anzunehmen, dass „ein Meter“ ein genormtes Maß ist, nee nee, das ist alles Auslegungssache…

Zügig schritt er auch noch die Breite ab.

„19 Meter, genau!“.

Das S.sche Schrittmaß sagte 24.

„Viel viel Arbeit, wirklich viel.“

Es folgte eine kurze Schilderung, was denn die Arbeitsschritte wären, so denn er denn den Auftrag bekäme, nämlich erst Bauschutt abtragen und abtransportieren, dann alles Wurzelwerk entfernen, anschließend fräsen und planieren. Klingt gut, aber da war doch noch was…

„Viel, wirklich viel Arbeit. Ich denke mir was aus und schicke Ihnen da Angebot.“

Er denkt sich was aus? Ah ja.

Ganze 7 Minuten nach Ankunft verabschiedete sich Herr S. auch schon, ohne dass ich überhaupt die Gelegenheit gehabt hätte, den laut Webseite ausgewiesen „Baumrückschnitt-Experten“ zu fragen, ob unser Apfel und die Pflaume denn noch zu retten seien. Stand da nicht auch etwas von „Wir beraten Sie gern in puncto Gartengestaltung“ auf der Webseite? Ich schmunzelte und stellte das Kopfschütteln ein, das Mini-T. schaute eh schon irritiert genug.

Zwei Tage später fischte Herr T. den Kostenvoranschlag aus dem Briefkasten: 8500 €.

Zapperlott, da muss mir doch glatt beim Gespräch ein „viel“ entgangen sein.

Achttausendfünfhundert Euro für Rausrupfen und Plattmachen. Nicht mal Erde wieder auffüllen ist mit dabei…wer will auch schon das Grundstück auf dem gleichen Level wie seine Nachbarn haben? Das ist ja so …. Mainstream.

Aber hey, immerhin nur ein Fünftel dessen, was Herr A. voriges Jahr haben wollte. Der wollte allerdings auch noch pflastern, umzäunen und Jumboggras pflanzen. Zum Preis von nur einem einzigen niegelnagelneuen VW Multivan in gehobener Ausstattung. Ein Schnäppchen sozusagen.

Nichtsdestotrotz werde ich keine 8500 € dafür bezahlen, Wegplatten zu entsorgen und knappe 300 qm per Bagger umgraben zu lassen. Ich wollte den Bagger ja nicht kaufen. Für 8500 € grabe ich das Teil eigenhändig mit ner Kuchengabel um!

Womit wir beim Punkt wären. Es nützt wohl  alles nix. Familie T. wird doch wohl selbst zur Mission „Wir machen den Garten schön“ ranklotzen müssen. Erstes Werkzeug läge auch schon bereit, denn es wird ja ein Gesamtfamilienprojekt, da müssen auch die Kleinsten mit ran.

 

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Anmerkung am Rande: Freiwillige Helfer sind jeder Zeit herzlich willkommen. Diverse Grills und Schwenker stehen allzeit bereit und der Anfang vom Schönmachen ist auch bereits getan.

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Vorausschauend habe ich nämlich schon mal mit der Bepflanzung begonnen. Kakteen im schicker türkiser Pflanzschale, DIY-Style.

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Denn seien wir mal ehrlich, sollte es, was ich befürchte, doch darauf hinauslaufen, dass früher oder später ein Profi ran muss, sind langfristig Kakteen die einzige Lösung. Denn Gießen werden wir uns danach nicht wieder leisten können…

Bye

Nadine